Auf den Straßen von Südafrika: Ein Plan fürs Leben
„Seit ich bei YfC arbeite, verstehe ich, warum sie auf der Straße leben“, sagt Lungi. „Ich verstehe ihre Gedanken.“ Das war früher anders. Noch vor zwei Jahren hätte sie sich im Traum nicht vorstellen können, das zu tun, was sie heute tut. Sie war schrecklich schüchtern, verbrachte viel Zeit zu Hause und traute sich noch nicht einmal, zum Gottesdienst in die Kirche zu gehen. Dann, nach dem Schulabschluss, erzählte ihr eine Freundin von YfC. Sie sah sich an, was die Organisation in Pietermaritzburg und Durban für Straßenkinder leistet. Das überzeugte sie so nachhaltig, dass sie ihre Schüchternheit über Bord warf und sich als Jahrespraktikantin bei YfC bewarb – und angenommen wurde. „Das war das großartigste Ereignis in meinem ganzen Leben“, erinnert sie sich.
Das erfordert viel Mut und Kraft und Ausdauer. Mit ihrem Kollegen Greg, einem Amerikaner, der seit mehr als vier Jahren zum YFC-Team gehört, ist sie jede Woche in der Stadt unterwegs und kümmert sich um die Straßenkinder von Pietermaritzburg. Sie sieht, wie sie unter einem abgewrackten LKW-Anhänger Zuflucht suchen, weil die Hütten, die sie sich gebaut haben, vom Regen weggespült wurden. Sie findet sie an einer Mauer in der Nähe einer öffentlichen Toilette und beschwichtigt die Toilettenfrauen, die die Kinder verjagen wollen, weil sie so viel Dreck machen. Sie versucht, zu den Mädchen und Buben durchzudringen, auch wenn sie betäubt vom Klebstoffschnüffeln sind.
Mittlerweile ist Lungi bei den Straßenkindern von Pietermaritzburg bekannt. Wenn sie durch das Viertel geht, grüßt sie nach allen Seiten und wird häufig von Kindern gerufen. Von jedem Mädchen und Buben kennt sie den Namen und die Geschichte, und sie genießt Vertrauen und Respekt. Angst scheint es für sie nicht zu geben, sie ist stark und zielstrebig. „Ich bin wie eine Mutter für sie“, sagt sie mit einem Lächeln – das ist die Rolle, die sie sich für ihr Leben ausgesucht hat.