Chiles Kinderarbeiter in Zeiten der Pandemie
Das Schwellenland Chile erlebt bereits seit Oktober 2019 und dem Beginn der landesweiten Revolte gegen das neoliberale Wirtschafts-, Finanz- und Politiksystem den extremsten Niedergang seit Jahrzehnten. Nicht erst als Folge der Pandemie befindet sich der 31. OECD-Mitgliedsstaat in einem sozialen und wirtschaftlichen Abwärtsstrudel. Was arbeitende Kinder dabei als Verschlechterungen ihrer Lebensbedingungen erleben, manifestiert sich eher im Schatten. Leise und von der Öffentlichkeit im Land kaum wahrgenommen. Sechs Mädchen und Buben im Alter zwischen zehn und 15 Jahren aus der Hafenstadt Coronel in Südchile und der Nordperipherie der Hauptstadt Santiago de Chile schildern, wie sie ihren veränderten Alltag und ihre Arbeitssituation erleben.
Aber der 13-Jährige muss auf dem Markt in Coronal mithelfen, weil seine Familie das Geld dringend braucht. Jeden Tag erlebt er, wie sich die Leute, die auf den Markt kommen, einschränken müssen. Um jedes Kilo Kartoffeln wird gefeilscht. Oft werden nur ganz kleine Mengen eingekauft, für mehr reicht es einfach nicht. Das war vor Corona anders. Aber hier in Coronel haben so viele Erwachsene die Arbeit verloren, vor allem auch, weil unten am Hafen nichts mehr los ist. Als die Regierung wochenlange Quarantänen verhängte, wurde den Arbeitern einfach gekündigt. Jetzt versuchen die Leute, irgendetwas anderes zu tun, um ein bisschen Geld zu verdienen. Aber wenn kaum jemand etwas zum Ausgeben hat, ist das schwierig.
Um 6 Uhr in der Früh geht es für den 14-Jährigen los: Aufbauen, Obstkisten schleppen, den Stand herrichten. Abends so gegen 17 Uhr ist er fertig. An guten Tagen kann er mit seiner Arbeit auf dem Markt in Coronal rund 10.000 Pesos (11 Euro) verdienen. "Und die brauchen wir zu Hause wirklich dringend."
Morgens um 7 Uhr ging es los. Gegen 18 Uhr war sie fertig. Mit acht Jahre alt fing die heute 15-Jährige an, ihrer Mutter am Fischstand zu helfen. Sie nahme die Fische aus, bediente Kunden und kassierte. Lohn bekam sie dafür keinen, denn der Marktstand war von ihrem Onkel gepachtet. Da in den schlimmsten Phasen der Corona-Pandemie deutlich weniger Leute auf den Markt kamen und weniger Geld für Fisch ausgaben, waren die wirtschaftlichen Verluste heftig. Auch weil die Standmiete nicht gesenkt wurde. "Ganz schlimm aber wurde es, als sich meine Mutter mit Corona und danach mit einer schweren Lungenentzündung ansteckte. Da konnten wir nicht mehr auf den Markt." Seitdem beginnen Mutter und Tochter um sechs Uhr in der Früh, zu Hause peruanisches Essen zuzubereiten. Sahory zieht dann los und versucht, das Essen auf der Straße zu verkaufen.