Haiti: Ein Land inmitten von Krisen und Chaos
In den letzten fünf Jahren war Haiti Schauplatz verschiedener sozio-politischer und wirtschaftlicher Spannungen. Die ohnehin prekären Lebensbedingungen verschlechterten sich in dieser Zeit. Die Regierung wurde daraufhin zur Zielscheibe der Opposition, die in 2018 und 2019 teilweise sehr gewalttätig vorging und in mehreren Fällen zu einer fast vollständigen Blockade der Regierungsarbeit führte. In 2021 kam es dann zu einem Zusammenbruch der staatlichen Institutionen, die ein letztes Bollwerk der Demokratie darstellten. Das Parlament umfasste nur noch ein Drittel seines Senats. Zahlreiche Stellen im Justizsystem waren nicht besetzt. Behörden der öffentlichen Verwaltung wurden für persönliche Zwecke unterworfen. Als am 7. Juli 2021 der Präsident der Republik in seiner Privatresidenz ermordet wurde, vervollständigte sich das düstere Bild. Entführungsfälle und Konflikte zwischen bewaffneten Banden eskalieren unter den hilflosen Augen einer machtlosen Nationalpolizei. Es herrscht das totale Chaos.
Aktuell belegt Haiti den 168. Platz von 180 Ländern mit der höchsten Korruption. Das Land versinkt in bösartiger Gewalt. Banden beherrschen alle Viertel im Stadtgebiet und in den angrenzenden Gebieten, während die Mittelschicht und wirtschaftliche Elite des Landes immer weiter enteignet werden. Migration ist zur einzigen Zuflucht für junge Menschen und ihre Familien geworden. Sie wollen aus einem Land fliehen, in dem sie glauben, dass ihre Träume niemals in Erfüllung gehen werden. Zu den beliebtesten Zielen gehören das amerikanische Eldorado, Kanada, Mexiko, Chile, Brasilien und die Dominikanische Republik. Daher wird Haiti auch als "failed state" bezeichnet. Die derzeitige Regierung hat sich zum Ziel gesetzt, ein neues Kabinett zu bilden, die Ordnung in der Stadt wiederherzustellen, die Verfassung zu reformieren und allgemeine Wahlen abzuhalten. Die beiden letztgenannten Ziele wurden bereits vom verstorbenen Präsidenten gesetzt.