Das Netz ist voller Gefahren für Kinder
Die Digitalisierung bringt jedoch nicht nur Vorteile mit sich, sondern birgt auch Gefahren, vor allem für Kinder. Denn auch kriminelle Aktivitäten verlagern sich ins Netz und das weltweite Phänomen der sogenannte Cyber-Kriminalität hat im vergangenen Jahr dramatisch zugenommen. Das Internet entwickelt sich immer mehr zum Schauplatz von Gewalt und immer öfter wird es für missbräuchliche Zwecke genutzt.
Die Online-Gewalt, die Kinder erfahren, hat viele Formen: Zum einen die Gewalt unter den Kindern und Jugendlichen selbst (Cyber-Mobbing), zum anderen die Anbahnung sexueller Ausbeutung durch Erwachsene, die in sozialen Medien Kontakt zu Kindern und Jugendlichen aufnehmen (das sogenannte Grooming). Hinzu kommt die alarmierend steigende Zahl von Missbrauchsdarstellungen im Internet sowie die sexualisierte Gewalt an Kindern, die per Live-Stream übermittelt wird.
Verdächtiges Material aus der ganzen Welt sammelt unter anderem das halb-staatliche Nationale Zentrum für vermisste und ausgebeutete Kinder (National Center for Missing and Exploited Children – NCMEC) in den USA. Nach einer Prüfung leitet es die Medien für eine Strafverfolgung an die zuständigen Stellen weiter. Für die Jahre 2020/21 registrierte NCMEC eine Steigerung der eingehenden Verdachtsmeldungen um 31 Prozent.
In unseren Partnerländern sind Kinder ebenfalls zunehmend Gefahren im Internet ausgesetzt. Die Nutzung des Internets nimmt in den Ländern des globalen Südens rasant zu. Von den rund 4,13 Milliarden Internetnutzer*innen weltweit lebt der größte Anteil in Asien (49%). Südostasien ist eine der internetaffinsten Regionen der Welt, wobei die Philippinen mit durchschnittlich 10 Stunden Bildschirmzeit pro Tag die globale Liste anführen. Afrika hingegen verzeichnet mit jährlich 20 % Wachstum an Internetnutzer*innen die stärksten Wachstumsraten. Allerdings ist das gesellschaftliche Bewusstsein für die Gefahren im Internet oftmals nicht gegeben und es fehlt dabei an geeigneten Rahmenbedingungen für den Kinderschutz. Regulierende Gesetze sind entweder nicht verabschiedet oder werden nur unzureichend implementiert.
Unser Partner, ECPAT Foundation in Thailand, setzt sich ebenfalls dafür ein, sexuelle Gewalt an Kindern zu verhindern. Er arbeitet eng mit Behörden zusammen, um die gesetzlichen Grundlagen und die Strafverfolgung zu verbessern. ECPAT schulte beispielsweise Strafverfolgungsbeamte, darunter Polizist*innen, Anwält*innen und Forensiker*innen, wie sie ordnungsgemäß bei Straftaten im Bereich der sexuellen Ausbeutung und der Missbrauchsdarstellungen von Kindern im Internet ermitteln. Sie übten mithilfe digitaler oder Computerforensik die Täter*innen und die Internetseiten, auf die Täter*innen zugreifen, zu identifizieren. Auf dem Programm stand ebenfalls, gelöschte und versteckte Dateien aufzuspüren und den Täter*innen somit besser auf die Spur zu kommen.
Als Kindernothilfe wollen wir unseren Partnern in ihrer Arbeit stärken. Unter anderem bieten wir ihnen und anderen interessierten Organisationen deshalb Weiterbildungen an. Einen Schwerpunkt bildet dabei das Thema Kinderschutz. In unser Portfolio haben wir auch den Schutz von Kindern im Internet aufgenommen. Mit Unterstützung des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung haben wir im Rahmen unserer Schulungen ein Modul zu Online-Sicherheit entwickelt und führen es derzeit mit vielen unserer Partnerorganisationen durch. Zudem unterstützen wir sie dabei, sich auf politischer Ebene – lokal, national oder international – für bessere Rahmenbedingungen stark zu machen.